"Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street“ - Broadway - New York - USA

Veröffentlicht am 6. Januar 2024 um 02:42

English Version Below



Deutsche Version


Cast am 29.11.2023

Rolle Verkörpert durch
Sweeney Todd Nicholas Christopher
Mrs. Lovett Annaleigh Ashford
Anthony Daniel Yearwood
Tobias Daniel Marconi
Beggar Woman Ruthie Ann Miles
Johanna Maria Bilbao
Judge Turpin Jamie Jackson
Beadle Barnford John Rapson
Pirelli Daniel Torres
Bird Seller Jonathan Christopher
Passerby Joanna Carpenter
Jonas Fogg Stephen Tewksbury

“Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street“, uraufgeführt am ersten März 1979 im damaligen New Yorker Uris Theatre, ist ein Musical mit einer schaurigen Geschichte. Zur Zeit der Uraufführung wurde es nach nur 557 Aufführungen abgesetzt, obwohl es acht Tony Awards und neun Drama Desk Awards gewann. Dank zahlreichen Neuinszenierungen, Revivals und einer Verfilmung mit Johnny Depp avancierte es schließlich zu Stephen Sondheims beliebtestem Musical. Auch die derzeitige Inszenierung von Thomas Kail im Lunt-Fontanne Theatre begeistert das Publikum.

 

Besuchte Vorstellung: 29.11.2023 20:00

 

Für fünfzehn Jahre war der Barbier Benjamin Barker ungerechtfertigter Weise von dem korrupten Richter Turpin verurteilt und eingesperrt worden. Gerade aus dem Gefängnis entkommen und nach London zurückgekehrt will er unter dem Namen “Sweeney Todd” Rache an der Person nehmen, der ihm seine Freiheit und seine Familie geraubt hat. Auf seinem mörderischen Rachefeldzug wird er von der Pastetenbäckerin Mrs. Lovett tatkräftig unterstützt. Sie nutzt seine todbringenden Machenschaften, um ihre ungenießbaren Pasteten schmackhafter zu machen. 

Während das Pastetengeschäft immer größeren Zulauf erfährt, erzählt Anthony, der ihm einst bei der Flucht aus dem Gefängnis behilflich war, Sweeney, dass Judge Turpin vor hat, sein Mündel Johanna, Sweeneys Tochter, zu ehelichen und Anthony ihr helfen möchte, zu fliehen. Durch eine List gelingt es Sweeney schließlich, seinen ärgsten Feind zu richten.

Sondheims anspruchsvolle und komplexe Musik, durchzogen von disharmonischen Klängen, bediente sich in diesem Stück u.a. an Auszügen der katholischen Totenmesse "Dies Irae“. Der Komponist, der hier auch das Libretto geschrieben hat, wollte nach eigener Aussage gerade in den zwanzig Schlussminuten des Musicals das Publikum musikalisch schockieren.

Das zweistöckige Bühnenbild von Mimi Lien wurde von einem Steinbogen eingerahmt und war durch eine Brücke unterteilt. So zeigte es z.B. zeitgleich Mrs. Lovetts Bäckerei sowie Sweeney Todds damalige Wohnung, in der er nun seine mörderischen Gelüste auslebte. Rechts auf der Bühne befand sich ein Kran, der als Fahr- und Drehelement eingesetzt wurde. Auch die vielen Requisiten wie beispielsweise der Teig der Pasteten, der von Mrs. Lovett in Ihrer Bäckerei auf einer Holztheke bearbeitet wurde, die victorianischen Möbel im Johannas Gemach, was einen kleinen Teil links auf der Brücke einnahm, und das spritzende und herunterlaufende Kunstblut an den Kehlen der Opfer trugen zur realistischen Stimmung bei.

Emilio Sosa war für die Kostüme verantwortlich, die der Zeit des neunzehnten Jahrhunderts entsprachen und sehr hochwertig und authentisch wirkten.

Die speziellen und energischen Choreografien von Steven Hoggett waren stets Sondheims Musik angepasst. Gleich zum Anfang bei “The Ballad of Sweeney Todd” kam das Publikum nicht ohnehin, zu glauben, das mit aggressiver Energie geladene Ensemble würde ihnen gleich selbst an die Kehlen gehen.

Der für den Sound verantwortliche Nevin Steinberg sorgte dafür, dass die Lautstärke von dem Orchester unter Leitung von Alex Lacamoire und dem Ensemble jederzeit gut ausbalanciert war. Der einzig anzumerkende Kritikpunkt war, dass aufgrund mangelhafter Schallisolierung während der Vorstellung Hupen und Sirenen von der Straße zu hören waren, was das Sound-Erlebnis störte.

Mit seiner darstellerischen Leistung wusste das gesamte Ensemble zu begeistern, das vermehrt mit klassischem Gesangsstil auftrat, was sich allerdings in dieses Stück gut einfügte. 

Der berühmte, klassische Bariton Josh Groban, der als Erstbesetzung eigentlich die Rolle des Sweeney Todd inne hatte, stand am besuchten Abend nicht auf der Bühne und wurde von Nicholas Christopher ersetzt, der sonst die Erstbesetzung des Pirelli war. Nicholas Christopher stellte in der Titelrolle den Balanceakt zwischen Wahnsinn und Menschlichkeit überaus überzeugend dar. Mit seiner tragfähigen Stimme und seinem warmen Timbre konnte er den schließlich dem mörderischen Wahnsinn verfallenen Barbier glaubwürdig auf die Bühne bringen, obwohl er bei dem Lied "My Friends“ einen unsicheren Umgang mit den Registern beim Übergang von der Bruststimme in die Kopfstimme erkennen ließ.

Die Sopranistin Annaleigh Ashford als Mrs. Lovett brachte das Publikum mit ihrer makaber amüsanten Interpretation dieser sehr offenherzigen Rolle stets zum Lachen. Ihre stimmtechnischen Fähigkeiten und Fertigkeiten faszinierten das Publikum. Ashford setzte viele stimmliche Effekte ein, um ihre Darstellung zu untermauern und war ohne weiteres in der Lage vom Belten in den klassischen Vordersitz mit einem gesunden Vibrato zu gehen.

Im Gegensatz dazu war die Stimme von der Soubrette Maria Bilbao als Johanna mit ihrer unausgeglichenen Stimmführung und ihrem unangenehm starken Vibrato gerade in den hohen Tönen sehr schrill und trug wenig zum positiven Hörerlebnis bei. Selbiges war auch bei Daniel Torres anzumerken, der bei der zu kritisierenden Vorstellung die Rolle des Pirelli inne hatte.

Das schaurig schöne Musical “Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street” ist für all jene zu empfehlen, die sich auf Sondheims nicht leicht eingängige Musik einlassen möchten und können sowie bereit sind, eine sehr blutige und makabere, doch auch amüsante Thriller-Geschichte zu erleben.


English Version


Cast on 29 November 2023

Role Actor
Sweeney Todd Nicholas Christopher
Mrs. Lovett Annaleigh Ashford
Anthony Daniel Yearwood
Tobias Daniel Marconi
Beggar Woman Ruthie Ann Miles
Johanna Maria Bilbao
Judge Turpin Jamie Jackson
Beadle Barnford John Rapson
Pirelli Daniel Torres
Bird Seller Jonathan Christopher
Passerby Joanna Carpenter
Jonas Fogg Stephen Tewksbury

"Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street", which premiered on the first of March 1979 at the Uris Theatre in New York, is a musical with a gruesome story. At the time of its premiere, it was cancelled after only 557 performances, although it won eight Tony Awards and nine Drama Desk Awards. Thanks to numerous new productions, revivals and a film adaptation with Johnny Depp, it eventually became Stephen Sondheim's most popular musical. The current production by Thomas Kail at the Lunt-Fontanne Theatre is also delighting audiences.

Performance attended: 29 November 2023 8:00 PM

The barber Benjamin Barker was unjustly convicted and imprisoned for fifteen years by the corrupt Judge Turpin. Having just escaped from prison and returned to London, he wants to take revenge on the person who robbed him of his freedom and his family under the name "Sweeney Todd". He is actively supported in his murderous quest for revenge by the pastry chef Mrs Lovett. She uses his deadly machinations to make her inedible pies more palatable.

As the pie business becomes increasingly popular, Anthony, who once helped him escape from prison, tells Sweeney that Judge Turpin is planning to marry his ward Johanna, Sweeney's daughter, and that Anthony wants to help her escape. Through a ruse, Sweeney finally succeeds in bringing his worst enemy to dead.

In this musical Sondheim's sophisticated and complex music, which is full of discordant sounds, draws on excerpts from the Catholic requiem mass "Dies Irae". According to the composer, who also wrote the libretto, he wanted to musically shock the audience in the final twenty minutes of the musical.

The two-storey stage set by Mimi Lien was framed by a stone arch and divided by a bridge. For example, it simultaneously showed Mrs Lovett's bakery and Sweeney Todd's former flat, where he now lived out his murderous desires. To the right of the stage was a crane, which was used as a travelling and rotating element. The many props, such as the pastry dough that Mrs Lovett worked on a wooden counter in her bakery, the Victorian furniture in Johanna's room, which took up a small section on the left of the stage, and the fake blood splashing and running down the throats of the victims also contributed to the realistic atmosphere.

Emilio Sosa was responsible for the costumes, which corresponded to the nineteenth-century period and looked very high quality and authentic.

The special and energetic choreography by Steven Hoggett was always adapted to Sondheim's music. Right at the beginning of "The Ballad of Sweeney Todd", the audience believed that the ensemble, charged with aggressive energy, was about to go for their throats.

Nevin Steinberg, who was responsible for the sound, ensured that the volume of the orchestra, conducted by Alex Lacamoire, and the ensemble was well balanced at all times. The only criticism to be made was that horns and sirens from the street could be heard during the performance due to inadequate sound insulation, which detracted from the sound experience.

The entire ensemble impressed with their performances, which increasingly featured a classical vocal style, although this fitted in well with this musical.

The famous classical baritone Josh Groban, who was originally cast in the role of Sweeney Todd, was not on stage that evening and was replaced by Nicholas Christopher, who was otherwise the first cast member for Pirelli. In the title role, Nicholas Christopher performed the balancing act between madness and humanity extremely convincingly. With his powerful voice and warm timbre, he was able to bring the barber, who had finally succumbed to murderous madness, to the stage in a credible manner, although in the song "My Friends" he showed an uncertain handling of the registers in the transition from the chest voice to the head voice.

Soprano Annaleigh Ashford as Mrs Lovett kept the audience laughing with her macabrely amusing interpretation of this very open-hearted role. Her vocal skills and abilities mesmerised the audience. Ashford used many vocal effects to underpin her portrayal and was easily able to go from belting to classical front seat with a healthy vibrato.

In contrast, the voice of soubrette Maria Bilbao as Johanna was very shrill with its unbalanced vocalisation and unpleasantly strong vibrato, especially in the high notes, and contributed little to the positive listening experience. The same was also noticeable in Daniel Torres, who took on the role of Pirelli in the performance under criticism.

The gruesomely beautiful musical "Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street" is recommended for all those who are willing and able to get involved with Sondheim's not easily catchy music and are prepared to experience a very bloody and macabre, but also amusing thriller story.