“Rebecca - Das Musical“ - Magdeburg - DomplatzOpenAir

Veröffentlicht am 22. Juni 2022 um 12:36

Mit imposanten Glockengeläut des Magdeburger Doms beginnt um 21:00 in Magdeburg auf dem Domplatz das bewegende, ursprünglich in Wien uraufgeführte Musical “Rebecca“ als Open Air-Neuinszenierung.

 

Besuchte Premiere: 17. Juni 2022 21:00

 

In dem auf dem Buch von Daphne du Maurier basierenden Musical “Rebecca“ heiratet eine junge Gesellschafterin (Sybille Lambrich) den wohlhabenden Witwer Maxim de Winter (Patrick Stanke) und wird somit in eine völlig neue Welt eingeführt, welche für sie so manche Tücken bereithält. Der Geist der verstorbenen Rebecca scheint durch die Haushälterin, Mrs. Danvers (Kerstin Ibald), die ihrer verstorbenen Herrin noch immer treu ist, und Rebeccas unsympathischen Cousin und Liebhaber, Jack Favell (Robert David Marx), im Schloss Manderley umher zu spuken und Maxim durch die Erinnerungen in den Wahnsinn zu treiben. Eines weiß die junge Frau: Sie müsse herausfinden, was in Manderley geschehen ist.

 

Das Bühnenbild von Dirk Hofacker stellte das zerborstene Segelschiff von Rebecca dar, wobei rechts und links am Bühnenrand das Schiffsgerippe bedrohlich empor ragte. Die Bühne war ein einziges, großes, offenes Wasserbecken mit vier beweglichen Spielflächen. Das Spiel mit dem Wasser fügte sich wunderbar in die Geschichte ein, was zum Beispiel besonders bei den Strandhausszenen überzeugte. Auch die Rollelemente sorgten für eine gewisse Dynamik auf der Bühne. Schade war nur, dass das Bühnenbild dennoch etwas fragmentarisch wirkte.

 

 

Die Kostüme, die Christopher Kempf zu verantworten hatte, fügten sich sehr gut in die 1920er Jahre ein und auch auf dem zum Finale des ersten Akts spielenden Kostümball kamen amüsante Kostümideen zum Einsatz.

 

Die umfassend stimmige Musik vom Komponisten Sylvester Levay mit den Texten von Michael Kunze wurde von der Magdeburgischen Philharmonie unter der Leitung von David Levi mit voluminösem Klang umgesetzt. Außerdem wurden die Musicaldarsteller noch vom Ballett Magdeburg und dem Opernchor des Theaters Magdeburg tatkräftig unterstützt.

 

Die Tontechnik lag in der Verantwortung von Clemens von Witte. Leider gab es am Premierenabend im zweiten Akt eine Zeitspanne, wo es immer wieder laut knackte. 

Sehr angenehm war dagegen, dass man keine Windgeräusche hörte, wofür die Darsteller aber auch gewöhnungsbedürftig große Mikrofone mit Windschutz trugen.

 

 

Die Choreografien, die Sabine Arthold zu verantworten hatte, waren stimmig und überzeugten - beispielsweise mit der beeindruckenden Showeinlage beim Lied “I’m An American Woman“ von Mrs. van Hopper, die von Amani Robinson noch schriller als gewöhnlich dargestellt wurde und die mit ihrer kraftvollen, souligen Stimme zu faszinieren wusste.

 

 

Ein sicherlich bei vielen Zuschauern bleibendes, sehr effektvolles Szenenbild bot sich dem Publikum, als die Sänger und Tänzer am Anfang des zweiten Akts unter der verzweifelten, neuen Misses de Winter mit Laternen vor dem Wasser standen und zu ihr hoch blickten.

Auch als Manderley zum Finale des zweiten Akts in Flammen aufging, war dies ein eindrucksvolles Spektakel.

 

 

Sybille Lambrich als die neue Misses de Winter (die “Ich“) hatte die größte Charakterveränderung im Laufe des Stücks darzustellen - von der schüchternen, zurückhaltenden zur starken, durchsetzungsfähigen jungen Frau. Diese Wandlung ließ sie nicht nur Mrs. Danvers, sondern auch das Publikum deutlich spüren. Die Sopranistin hat auch eine fabelhafte gesangliche Leistung am Premierenabend gezeigt.

 

 

Ebenso hat der Tenor Patrick Stanke, abgesehen von einer kleinen Textunsicherheit vor dem Duett “Hilf mir durch die Nacht“, mit seinem sehr gefühlvollen Schauspiel und Gesang bei der besuchten Vorstellung vollends überzeugt und mit der mitreißenden Darstellung der stürmischen und verzweifelten Gefühlswelt von Maxim de Winter das Publikum in seinen Bann gezogen.

 

 

Kerstin Ibald, die bereits als Maxims Schwester Beatrice aus früheren Inszenierungen von “Rebecca - Das Musical“ bekannt war, stellte Mrs. Danvers herausragend in einer ganz eigenen, hingebungsvollen, souveränen Interpretation der Rolle dar, die sie auch gesanglich auf ihre individuelle Art wirken ließ.

 

 

Christian Miebach hat den einfältigen Ben überzeugend sängerisch dargestellt.

 

Elise Doorn als Clarice, Lutz Standop als Giles wie auch Jeanett Neumeister als Beatrice sowie Marc Clear als Frank Crawley und Robert David Marx als Jack Favell haben gesanglich wie darstellerisch eine solide Leistung erbracht, obwohl Jeanett Neumeister gegen Ende des Lieds “Was ist nur los mit ihm?“ kurzzeitig eine Unsicherheit in der Intonation bemerken ließ.

 

Der gesamte Cast hat, trotz der vielen vom Scheinwerferlicht und vom Feuer angelockten, ihm entgegen fliegenden Insekten und den tontechnischen Schwierigkeiten, eine hervorragende Leistung bei der Premiere erbringen können. 

Jubel und stürmischer Applaus sprachen für sich.

 

Insgesamt ist das Musical “Rebecca“ in Magdeburg als Open Air-Inszenierung ein außerordentlich sehenswertes Stück.