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Deutsche Version
Cast
Rolle | Verkörpert durch |
---|---|
Das Phantom (Erik) | Ramin Karimloo |
Christine Daaé | Amelia Milo |
Raoul, Vicomte de Chagny | Bradley Jaden |
Monsieur André | Earl Carpenter |
Monsieur Firmin | Ian Mowat |
Carlotta Giudicelli | Anna Corvino |
Ubaldo Piangi | Gian Luca Pasolini |
Madame Giry | Alice Mistroni |
Meg Giry | Zoe Nochi |
Das Phantom der Oper erhebt sich im stimmungsvollen, blaugoldenen Theatersaal des Teatro Stabile del Friuli Venezia Giulia in Trieste mit einem künstlichen Sternenhimmel über den Köpfen des Publikums in einer neuen, doch etwas gewöhnungsbedürftigen Inszenierung.
Besuchte Vorstellung: 13.07.2023 VIP-Night
Die bekannte Geschichte des Phantoms, welches in den Kellergewölben der Pariser Oper haust und sich in die junge Tänzerin Christine Daaé verliebt, hat Italien erreicht. Mit der bekannten Musik von Andrew Lloyd Webber und den Lyrics und Texten von Charles Hart und Richard Stilgoe stellte es die erste Produktion von Broadway Italia dar.
Während das Phantom und Raoul um die Zuneigung von Christine buhlten und die dramatische Geschichte ihren Lauf nahm, erlebte man eine fast komplett neue Inszenierung von Federico Bellone, die jedoch manches Mal etwas abstrus und übertrieben erschien.
So konnte man erleben, wie Christine in dem Liebesduett "All I Ask Of You“, welches sie mit Raoul sang, im Begriff war, vom Dach der Oper zu springen. Es wirkte eher wie eine Rettungsaktion als eine Liebesszene. Raoul versuchte sie mehrfach vom Rand des Daches zu ziehen und Christine stieß ihn von sich. Dieses Gebaren war für den Zuschauer nur schwer nachvollziehbar.
Ebenso wurden die Handlungen des Phantoms sehr übertrieben dargestellt.
So wippt das Phantom beispielsweise bei "Stranger Than You Dreamt it“ und "All I Ask Of You (Reprise)“ mit dem Oberkörper vor und zurück, was an einen autistischen Tick erinnerte.
Manches in der Inszenierung rutschte jedoch auch ins Groteske, zum Beispiel als das Phantom während des vorgezogenen Balletts nach "Poor Fool, He Makes Me Laugh“ im Hintergrund an einem Seil wie an einer Liane mit einem verrückten Lachen hin und her schwang.
Generell wirkte der Charakter des Phantoms in dieser Inszenierung weniger sympathisch und gefährlich, sondern viel mehr verrückt und elendig. Ebenso wunderlich schien es, als das Phantom auf dem Friedhof bei "Bravo, Monsieur“ mit schwarzen Flügeln flog und Christine und Raoul fliegend attackierte. Hier wurde die Idee des Angel of Music bzw. Angel of Death etwas zu wortwörtlich umgesetzt. Auch, dass das Phantom sich zum Finale unter seiner Bettdecke versteckte, wo es schließlich auf wundersame Weise verschwand, trug nicht gerade zur Authentizität des Charakters bei.
Besser als in der Originalinszenierung gelöst war jedoch die Szene, wo das Phantom Raoul an einem Strick erhängt, denn hier wurde Raoul in dieser Inszenierung tatsächlich in die Luft gehoben und er wurde zum Schluss auch kurzzeitig ohnmächtig, was die Szene in dieser Hinsicht sehr glaubhaft erscheinen ließ.
Dem Original sehr ähnlich waren die Kostüme unter der Verantwortung von Chiara Donato, die sehr gut zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts passten. Eine Ungereimtheit gab es dennoch auch hier. Als Monsieur Firmin bei "Masquerade“ mit einem Kleid aufwartete, sorgte dies zwar im Publikum für einen lauten Lacher, doch die Frage nach dem Warum konnte man sich durchaus stellen, denn es entsprach kaum der damaligen Zeit mit ihren Werten.
Bei dem Bühnenbild von Clara Abbruzzese war die Absicht zu erkennen, hier ein Bühnenbild zu schaffen, dass wie eine Bühne wirkt, jedoch eine realitätsnahe Vorstellung vermissen ließ. Trotz allem wurde hier mit viel Liebe gearbeitet.
Schade war dennoch, dass der Kronleuchter als eigentlich zentrales Element dafür etwas klein und unbedeutend wirkte.
Das Bühnenbild bestand aus einem Drehelement, auf welchem eine weitere Bühne in Form eines Rahmens aufgestellt war. An diesem waren an der Vorderseite jeweils rechts und links drei Logen und an den Seiten des Rahmens eine Wendeltreppe und ein Spiegel. So wurde die Bühne der Pariser Oper zum Backstagebereich, zur Garderobe von Christine oder auch zum Kellergewölbe, wo das Phantom hauste. Mit dieser Methode waren die Ortswechsel sehr elegant und zügig gelöst worden.
Besonders ansprechend waren die Choreografien von Gillian Bruce mit zum Teil neuen Ansätzen wie beispielsweise bei "Masquerade“, wo hier eher historische Tänze gezeigt wurden, die der Zeit der Geschichte mehr entsprachen, anstatt neuzeitliche Tänze.
Das Lichtdesign von Valerio Tiberi war an manchen Stellen verwirrend, zum Beispiel an der Stelle, wo der Kronleuchter hochgezogen und erleuchtet wurde, während die Ouvertüre erklang, und es plötzlich für einige Sekunden stockdunkel im Saal wurde, was die Vermutung nahe legte, dass es einen Stromausfall gegeben hätte.
Eine sehr ansprechende Idee war es jedoch, dass bei dem Titelsong "The Phantom Of The Opera“ eine blaue Lichtmauer erstrahlte, um den unterirdischen See darzustellen.
Auch an Spezialeffekten, die Paolo Carta zu verantworten hatte, wurde nicht gespart. Beeindruckend, um nur einen von vielen Effekten zu nennen, waren beispielsweise die Feuerfontänen, die auf dem Friedhof beim geflügelten Angriff vom Phantom empor geschossen kamen.
Ein weiteres Highlight des Stücks und des besuchten Vorstellungsabends war das sechzehnköpfige Orchester unter der musikalischen Leitung von Julio Awad, welches die bombastische Musik von Andrew Lloyd Webber mit voluminösen, durchdringenden Klang umgesetzt hat.
Es geschah jedoch an mancher Stelle, dass die Tontechnik unter der Verantwortung von Roc Mateu den Sound des Orchesters etwas übersteuerte und die Darsteller kaum noch zu verstehen waren.
Der namenhafte, zum Teil englischsprachige, zum Teil italienische Cast bestand aus 23 Künstlern, wovon 14 dem Ensemble angehörten, welches stets gesanglich und tänzerisch auf dem Punkt war. Am besuchten Vorstellungsabend hat der gesamte Cast unbestreitbar eine herausragende Leistung erbracht.
Ramin Karimloo als Phantom brillierte in seiner Rolle mit seinem ihm eigenen, voluminösen Charaktertenor sowohl im Forte als auch im Piano, sodass er zum Beispiel Lieder wie "The Phantom Of The Opera“, "Music Of The Night“, "All I Ask Of You (Reprise)“ und "Wandering Child/Bravo Monsieur“ zu besonderen akustischen Highlights der Vorstellung machte und das Publikum jedes Mal zu einem tobenden Applaus anregte. Karimloo sang den gesamten Abend souverän und ließ zu keinem Zeitpunkt auch nur eine einzige tonale Unsicherheit erkennen.
Doch auch Amelia Milo passte ausgezeichnet in ihre Rolle der jungen und naiven Christine Daaé und stand Ramin Karimloo gesanglich in nichts nach. Ihre junge, soubrettenhafte Stimme führte sie ebenfalls mit sicherer Intonation, was beispielsweise besonders positiv bei den hohen Tönen wie bei dem e‘‘‘ in dem Titelsong "The Phantom Of The Opera“ auffiel. Auch darstellerisch und tänzerisch verstand sie es, zu überzeugen.
Bradley Jaden verlieh durch seinen kräftigen Tenor seiner Rolle des Raoul einen eigenen Charakter, was sich besonders in "Think Of Me“, in dem Duett "All I Ask Of You“ und in "Notes/Twisted Every Way“ bemerkbar machte. Auch darstellerisch und tänzerisch konnte er mit seiner Eleganz das Publikum bezaubern.
Überraschend positiv fielen die Sopranistin Anna Corvino als Carlotta Giudicelli und der Tenor Gian Luca Pasolini als Ubaldo Piangi mit ihren angenehmen, klassischen Stimmen auf. Beide übertrafen die gesanglichen Erwartungen an ihre Rollen weit. Auch stellte Anna Corvino ihre Rolle als Diva sehr überzeugend und für diese ohnehin etwas übertriebene Inszenierung nicht zu überzogen dar, sodass es Freude machte, ihr zuzuschauen und zuzuhören.
Die neuen Eigentümer der Pariser Oper, Monsieur André und Monsieur Firmin, wurden von Earl Carpenter und Ian Mowat authentisch dargestellt und gesungen und bildeten stets eine Einheit.
Obwohl Alice Mistroni ein bisschen zu zart für die Rolle der eigentlich Respekt einflößenden Madame Giry wirkte, konnte sie dennoch genauso wie Zoe Nochi als Meg Giry ihre Rolle souverän darbieten und sicher intonieren, wobei Zoe Nochi darüber hinaus mit ihrer kraftvollen Stimme überzeugen konnte.
Die anhaltenden Standingovations des Abends ließen keine Zweifel an der Brillanz der Besetzung.
Insgesamt ist das Musical "The Phantom Of The Opera“ in Trieste, trotz der an einigen Stellen fragwürdigen Inszenierung, ein sehr sehenswertes Stück für all diejenigen, die eine fantastische Besetzung erleben möchten und bereit sind, über die aufkommenden Unklarheiten hinwegzusehen.
English Version
Cast
Role | Actor |
---|---|
Das Phantom (Erik) | Ramin Karimloo |
Christine Daaé | Amelia Milo |
Raoul, Vicomte de Chagny | Bradley Jaden |
Monsieur André | Earl Carpenter |
Monsieur Firmin | Ian Mowat |
Carlotta Giudicelli | Anna Corvino |
Ubaldo Piangi | Gian Luca Pasolini |
Madame Giry | Alice Mistroni |
Meg Giry | Zoe Nochi |
The Phantom of the Opera rises in the atmospheric blue and gold theater hall of the Teatro Stabile del Friuli Venezia Giulia in Trieste with an artificial starry sky above the heads of the audience in a new production that takes some getting used to.
Performance attended: 13.07.2023 VIP Night
The well-known story of the Phantom, who lives in the cellars of the Paris Opera and falls in love with the young dancer Christine Daaé, has reached Italy. With the famous music of Andrew Lloyd Webber and the lyrics of Charles Hart and Richard Stilgoe, it represented the first production of Broadway Italia.
While the Phantom and Raoul vied for Christine's affection and the dramatic story took its course, the audience witnessed an almost completely new production by Federico Bellone, which at times seemed a bit abstruse and exaggerated.
For example, in the love duet "All I Ask Of You", which she sang with Raoul, Christine was about to jump off the roof of the opera house. It seemed more like a rescue operation than a love scene. Raoul tried to pull her off the edge of the roof several times and Christine pushed him off. This behavior was difficult for the audience to comprehend.
Likewise, the actions of the Phantom were very exaggerated.
For example, during "Stranger Than You Dreamt it" and "All I Ask Of You (Reprise)," the Phantom bobs his upper body back and forth, which was reminiscent of an autistic tic.
However, some of the staging slipped into the grotesque, for example when the Phantom swung back and forth in the background on a rope like a liana with a crazy laugh during the early ballet after "Poor Fool, He Makes Me Laugh." In general, the Phantom's character in this production seemed less sympathetic and dangerous, and much more mad and miserable. It seemed equally whimsical when the Phantom flew black-winged in the cemetery during "Bravo, Monsieur" and attacked Christine and Raoul flying. Here the idea of the Angel of Music or Angel of Death was implemented a bit too literally. Also, the fact that the phantom hid under his bedspread for the finale, where he finally miraculously disappeared, did not exactly add to the authenticity of the character.
Better solved than in the original production, however, was the scene where the Phantom hangs Raoul from a rope, because here Raoul was actually lifted into the air in this production and he also fainted briefly at the end, which made the scene seem very believable in this respect.
Very similar to the original were the costumes under the responsibility of Chiara Donato, which suited the end of the nineteenth century very well. Nevertheless, there was one inconsistency here as well. When Monsieur Firmin came up with a dress in "Masquerade", this caused a loud laugh in the audience, but the question of why could certainly be asked, because it hardly corresponded to the time with its values.
With the stage design by Clara Abbruzzese, the intention was to create a set that looked like a stage, but lacked a realistic performance. In spite of everything, a lot of love was put into the work. Nevertheless, it was a pity that the chandelier, which was actually the central element, seemed a bit small and insignificant.
The stage set consisted of a revolving element on which another stage in the form of a frame was set up. On the front of this frame were three boxes on the right and left, and on the sides of the frame a spiral staircase and a mirror. In this way, the stage of the Paris Opera became the backstage area, Christine's dressing room, or even the cellar vault where the Phantom resided. With this method, the changes of location were solved very elegantly and quickly.
Particularly appealing were Gillian Bruce's choreographies, with some new approaches, such as in "Masquerade", where historical dances were shown here, more in keeping with the period of history, rather than modern dances.
The lighting design by Valerio Tiberi was confusing at some points, for example at the point where the chandelier was raised and illuminated while the overture was sounding, and it suddenly became pitch black in the hall for a few seconds, suggesting that there had been a power failure.
However, it was a very appealing idea that during the title song "The Phantom Of The Opera" a blue wall of light shone to represent the underground lake.
There was also no shortage of special effects, for which Paolo Carta was responsible. Impressive, to name just one of many effects, were for example the fire fountains that shot up from the Phantom in the cemetery during the winged attack.
Another highlight of the play and the attended performance evening was the sixteen-member orchestra under the musical direction of Julio Awad, which implemented the bombastic music of Andrew Lloyd Webber with voluminous, penetrating sound.
However, it happened at some points that the sound engineering under the responsibility of Roc Mateu somewhat overdriven the sound of the orchestra and the performers could hardly be understood.
The well-known cast, partly English-speaking, partly Italian, consisted of 23 artists, 14 of whom belonged to the ensemble, which was always on the point vocally and dance-wise. On the evening of the performance attended, the entire cast undeniably gave an outstanding performance.
Ramin Karimloo as the Phantom excelled in his role with his own voluminous character tenor in both forte and piano, making songs such as "The Phantom Of The Opera," "Music Of The Night," "All I Ask Of You (Reprise)," and "Wandering Child/Bravo Monsieur," for example, special acoustic highlights of the performance and inspiring the audience to a roaring applause each time. Karimloo sang confidently throughout the evening and at no point did he show a single tonal uncertainty.
But Amelia Milo was also an excellent fit for her role of the young and naive Christine Daaé, and was in no way inferior to Ramin Karimloo vocally. She also led her young, soubrette-like voice with secure intonation, which was particularly noticeable in the high notes, such as the e''' in the title song "The Phantom Of The Opera". She was also convincing in her acting and dancing.
Bradley Jaden gave his role of Raoul a character of his own with his powerful tenor, which was especially noticeable in "Think Of Me", in the duet "All I Ask Of You" and in "Notes/Twisted Every Way". He was also able to enchant the audience with his elegance in acting and dancing.
Soprano Anna Corvino as Carlotta Giudicelli and tenor Gian Luca Pasolini as Ubaldo Piangi stood out surprisingly positively with their pleasant, classical voices. Both far exceeded the vocal expectations for their roles. Anna Corvino also portrayed her role as a diva very convincingly and not too exaggerated for this production, which was somewhat over the top anyway, so that it was a pleasure to watch and listen to her.
The new owners of the Paris Opera, Monsieur André and Monsieur Firmin, were authentically portrayed and sung by Earl Carpenter and Ian Mowat and always formed a unity.
Although Alice Mistroni seemed a bit too delicate for the role of the actually respect-inspiring Madame Giry, she nevertheless was able to perform her role confidently and intonate with assurance, just as Zoe Nochi as Meg Giry, whereby Zoe Nochi was furthermore convincing with her powerful voice.
The continuing standing ovations of the evening left no doubt about the brilliance of the cast.
All in all, the musical "The Phantom Of The Opera" in Trieste, despite the questionable staging in some places, is a piece very much worth seeing for all those who want to experience a fantastic cast and are willing to overlook the ambiguities that arise.