Cast des 31. Dezember 2023
Rolle | Verkörpert durch |
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Graf von Monte Christo (Edmond Dantès) | Thomas Borchert |
Mercédès | Navina Heyne |
Fernand Mondego | Gerd Achilles |
Gérard von Villefort | Steffen Neutze |
Baron Banglars | Oliver Hennes |
Luisa Vampa | Franziska Ringe |
Abbé Faria | Sascha Litting |
Jacopo | Andrea Marchetti |
Albert von Morcerf | Anton Frederik von Mansberg |
Valentine | Pia Naegeli |
Morrel | Eric Keller |
Kommissar | Falk Steingräber |
"Der Graf von Monte Christo" ist ein Musical, das auf dem berühmten Roman von Alexandre Dumas basiert und eine Geschichte voller Verrat, Intrigen und Rache erzählt. Die Inszenierung des Theaters Lüneburg schafft es jedoch nicht, diese packende Handlung adäquat auf die Bühne zu bringen.
Besuchte Vorstellung: 31.12.2023 18:00
Die Vorstellung begann mit großen Erwartungen, als die Zuschauer in die dramatische Welt des jungen Seemanns Edmond Dantès eintauchten, der durch die Eifersucht seines Rivalen Fernand Mondego zu Unrecht ins Gefängnis geworfen wird. Im düsteren Château d'If träumt er von Rache und kehrt schließlich als mysteriöser Graf von Monte Christo zurück. Doch was eigentlich ein ansehnlichess Stück hätte werden sollen, wurde in einem schlichten Bühnenbild unter der Verantwortung von Cornelia Brunn präsentiert. Hier hätte man sich mehr Einfallsreichtum gewünscht. Der gegrabene Tunnel im Gefängnis wurde beispielsweise durch zwei Löcher in hintereinander platzierten Stellwänden dargestellt, womit die Stimmung nur geringfügig hervorgehoben wurde. Projektionen und Requisiten wie ein riesiges Uhrenpendel, Tische, Stühle und weiße Tücher konnten die Szenerie nur bedingt bereichern.
Auch die Szenenwechsel wirkten gelegentlich störend, da Bühnenarbeiter mehrfach während des Stücks auf die Bühne kamen, um Umbauten vorzunehmen, was die Immersion kurzzeitig unterbrach.
Die Kostüme, ebenfalls gestaltet von Cornelia Brunn, trugen wenig zur Erweckung des historischen Flairs bei. Mercédès trug zu Beginn ein Kleid, das eher an ein Nachtgewand erinnerte, und Edmond Dantès' Gefängnisanzug hatte eine Anmutung eines Pyjamas, was dem epischen Drama nicht gerecht wurde.
Dennis Wallbergs Lichtdesign hätte ausgereifter sein können, denn der Zuschauerraum war während der Vorstellung zu hell, was die dramatische Wirkung der Szenen abgeschwächt hat.
Ebenfalls die Tonregie von Claire Pape hatte Schwierigkeiten, eine optimale Balance zu finden. Die Lüneburger Symphoniker gaben die eingängige Musik von Frank Wildhorn sehr kraftvoll wieder, aber im Vergleich zu den Darstellern waren sie oft zu laut, was die Verständlichkeit der Texte beeinträchtigte.
Die Choreografien von Olaf Schmidt waren ebenfalls enttäuschend. Besonders der Tanz der Piraten bei dem Lied "Piraten - Wahrheit oder Wagnis“ wirkte unansehnlich und unprofessionell, was möglicherweise beabsichtigt war, aber die Szene im Ganzen eher beeinträchtigte.
Zu Beginn des Stücks setzte der Opern- und Extra-Chor des Theater Lüneburg ein und anstatt eine angenehme Gänsehaut zu erzeugen, geschah das Gegenteil - das Publikum wurde von einer weiblichen Chorstimme mit einem unangenehmen Tremolo regelrecht erschlagen. Der Chor zeigte am besuchten Abend generell keine Bestleistungen und fiel immer wieder durch vereinzelte, herausgestochene, unangenehme Stimmen auf. Dieser Schwachpunkt zog sich bedauerlicherweise auch durch den restlichen Cast, der eine sehr durchwachsene Leistung bot.
Der bekannte Bariton Thomas Borchert konnte in seiner Rolle als Graf von Monte Christo, die er nicht zum ersten und sicherlich auch nicht zum letzten Mal übernommen hatte, vollends überzeugen. Mit gekonnter Darbietung brachte er die Emotionen seines Charakters dem Publikum näher und zog es so in die nervenaufreibende Geschichte hinein. Seine Gesangsleistung war wie gewohnt mit dem ihm eigenen Vibrato zu erleben. Lediglich im ersten Akt hatte man an verschiedenen Stellen bei den hohen Tönen, wie im Duett "Niemals Allein“, das Gefühl, dass er sich bei diesen etwas mehr anstrengen musste als üblich. Dieser Eindruck besserte sich jedoch im zweiten Akt. Besonders hervorzuheben ist sein professionelles Belting, das ein imponierendes Hörerlebnis bot und das man sich etwas öfter hätte wünschen können, insbesondere im rockigen Lied "Hölle Auf Erden“ zum Finale des ersten Aktes.
Navina Heyne als Mercédès konnte als der heimliche Star des Abends beschrieben werden. Sie lieferte mit die beste schauspielerische und gesangliche Leistung, besonders in den emotional aufgeladenen Liedern "Jeder Tag Ein Kleiner Tod“, "Wie Mich Die Welt Umarmt“ und "Diese Augen/Der Mann Ist Tot“. Ihre gefühlsbetonte, kontrollierte und kräftige Stimme war eine Wohltat für die gesamte Aufführung und brachte die tragische Tiefe ihrer Figur eindrucksvoll zum Ausdruck.
Gerd Achilles als Fernand Mondego hingegen konnte darstellerisch und mit seinen Fechtkünsten überzeugen, hatte jedoch gesanglich viele herausfordernde Momente. Seine Stimme führte er sehr eng, was zum Beispiel besonders im berühmten Terzett "Geschichte“ offensichtlich wurde, um die Bösartigkeit der Rolle hervorzuheben, jedoch ein wenig zu übertrieben wirkte und die Qualität seiner Darbietung nicht gerade zu unterstützen vermochte.
Franziska Ringe als Piratin Luisa Vampa brachte ihre Rolle authentisch und charmant auf die Bühne. Ihre gesangliche Leistung war jedoch gemischt. In den weniger anstrengenden Passagen zeigte sie eine kraftvolle Stimme, doch bei den anspruchsvolleren und höheren Tönen wechselte sie in eine klassische Gesangstechnik, bei der Probleme mit ihrer Atemstütze erkennbar waren, und diese Parts wenig ästhetisch klingen ließen.
Sascha Littig interpretierte die eher kurzlebige Rolle des Abbé Faria, Edmonds Leidensgenosse und Lehrer im Gefängnis, sehr glaubwürdig und mit einem gewissen, eigenen Humor. Seine Gesangsleistung war durchweg als souverän zu beschreiben.
Positiv hervorzuheben waren ebenfalls Anton Frederik von Mansberg und Pia Naegeli als Albert von Morcerf und Valentine. Trotz ihres jungen Alters boten sie beeindruckende schauspielerische und gesangliche Leistungen. Ihre angenehmen Timbres und bereits gut ausgebildeten Stimmen bereicherten das Ensemble.
"Der Graf von Monte Christo“ hat ohne Zweifel eine spannende Geschichte zu erzählen und die Darsteller haben ohne Ausnahme ihre Anerkennung verdient. Doch die Inszenierung des Theaters Lüneburg war von zu vielen Schwächen geprägt, als dass diese wohlwollend übersehen werden könnten.